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Sprachliche Bildung in Zeiten von Corona

Kinder, die in Familien mit nicht-deutschen Familiensprachen aufwachsen und bisher keinen Zugang zu Notbetreuung hatten, mussten in den vergangenen Wochen aufgrund der Corona-Schließzeit auch auf den Großteil ihres Inputs in deutscher Sprache verzichten. Bei manchen Kindern ist deshalb bei ihrer Rückkehr in die Kita damit zu rechnen, dass sie erst einmal Schwierigkeiten haben in die deutsche Sprache zurückzufinden. In den meisten Fällen wird etwas Zeit und regelmäßiger Kontakt mit der Sprache genügen, um die entstandenen Lücken wieder zu schließen. Kinder, die in diesem Jahr noch eingeschult werden, benötigen dabei unsere besondere Aufmerksamkeit, da ihnen nur noch wenige Wochen verbleiben.

Wir halten es für wichtig, die pädagogischen Fachkräfte für dieses Thema zu sensibilisieren und Bewusstsein für die Bedeutung der sprachlichen Bildung aller Kinder zuhause und die der zurückkehrenden Kinder zu schaffen. Der Fokus sollte hierbei auf den Familien mit nicht-deutscher Familiensprache und den Vorschulkindern liegen.

Im Folgenden finden Sie einige Anregungen für die sprachliche Bildung in der Notbetreuung sowie im Kontakt mit den Familien zuhause. Sofern Sie am Bundesprogramm „Sprach-Kitas“ teilnehmen, nutzen Sie auch die Expertise der zusätzlichen Fachkräfte im Bundesprogramm.

1. Sprachliche Bildung im Kontakt mit den Familien, die ihre Kinder (noch) Zuhause betreuen

Insbesondere Kolleg*innen, die einer Risikogruppe angehören und nicht mit Kindern in direktem Kontakt arbeiten können, haben zurzeit die Ressourcen, um aus dem Homeoffice den Kontakt mit den Familien zuhause zu gestalten. Die zusätzlichen Fachkräfte im Bundesprogramm „Sprach-Kitas“, die zurzeit nicht in der Notbetreuung sind, stehen ebenfalls zur Verfügung und können zu sprachanregenden Angeboten beraten bzw. diese unterstützen. Erzieher*innen in der Notbetreuung können mit der Kindergruppe gemeinsam Kontaktangebote gestalten.

Bitte beachten Sie beim Kontakt mit den Familien Zuhause: Bei manchen Familien können eine große Fülle an Kontaktangeboten oder auch bestimmte Formate eher als Belastung denn als Entlastung empfunden werden. Einige Eltern haben zurzeit enormen Stress und wenig Möglichkeiten ihre Kinder bei Aktionen zeitlich oder materiell zu unterstützen. Manche Eltern können auch bestimmtes technisches Equipment oder Wissen nicht bereitzustellen. Insbesondere Aktionen mit Aufforderungscharakter sollten deshalb für die jeweiligen Eltern angemessen geplant werden und nicht überhand nehmen. Gerade für Familien nicht-deutscher Familiensprache kann der Kontakt über Formate wie Video, Telefon, Briefe zusätzliche Barrieren schaffen und Dialoge erschweren. Gleichzeitig ist der Kontakt zu diesen Kindern besonders wichtig. Viele Kitas haben hier gute Erfahrungen mit der persönlichen Kontaktaufnahme gemacht: Persönliche Gespräche wurden stärker angenommen als Kontaktangebote, die via Post oder Internet versendet wurden. Familien könnten sich zum Beispiel Bücher, Spiele oder Aktionskisten aus der Kita abholen. Oder Sie bringen Ihre Briefe / Schätze persönlich bei diesen Familien vorbei. Dabei entstehen Tür- und Angelgespräche (mit Abstand) und die Kinder können erzählen, wie es ihnen geht. Kinderschutzbündnisse weltweit rufen dazu auf, dass wir gerade jetzt in dieser Zeit kein Kind vergessen dürfen.

Weitere Beispiele sprachlicher Bildungsmöglichkeiten im Kontakt mit den Kindern, die noch Zuhause sind, finden Sie hier:

  • Video- oder Audiogruß: Die FK lesen Kinderbücher, gern auch in ihren jeweiligen Muttersprachen, vor, zeichnen dies per Video oder Audiodatei auf und stellen es den Familien über eine Cloud / einen Sharepoint zur Verfügung. Eine Audiodatei kann auch auf eine CD gebrannt oder per Mail / Signal[1] versendet werden. Die benötigten Kinderbücher können z.B. kontaktlos in der Einrichtung abgeholt werden oder die FK nutzen ihre Zeit für die Recherche und den Kauf neuer Kinderbücher, die später der Einrichtung zur Verfügung stehen. Tipps für die Erstellung von Video- und Tonaufnahmen:
    • Mit Tageslicht filmen
    • Hintergrund beachten, z. B. bunte Wand, farbiges Tuch, Bücherregal...
    • In Querformat filmen, um schwarze Balken zu vermeiden
    • Kamera durch Stativ o.ä. fixieren
    • für guten Ton auf ruhige Umgebung ohne Hall oder Hintergrundgeräusche achten oder Ansteckmikro benutzen, Format: MP4
    • nur Menschen filmen, deren Erlaubnis vorliegt bzw. bei Kindern schriftliches Einverständnis der Eltern
  • Virtuelle Morgenkreise: Bieten Sie eine digitale Umsetzung der Morgenkreise an! Zu einer fest vereinbarten Zeit verabreden sich die pädagogischen Fachkräfte mit den Kindern zu einer Videokonferenz über eine Video-Kommunikationsplattform und können direkt miteinander zu kommunizieren. Die Gestaltung kann sich an konventionellen Morgenkreisen orientieren, z.B. Begrüßung, eine erzählte oder vorgelesene Geschichte, ein Lied, ein kleines Spiel. Unter dem Aspekt der sprachlichen Bildung ist es wichtig, dass Sie nicht nur die Kinder „bespaßen“, sondern diese ebenfalls Raum zum Kommunizieren bekommen. Das mag für einzelne Kinder am Anfang noch überfordernd sein, kann aber bei regelmäßiger Gelegenheit immer besser gelingen. Es können gemeinsam Themen besprochen werden, alle können ihr Lieblingsbuch oder -kuscheltier mitbringen oder Sie machen einen virtuellen Rundgang durch die Kita. Die Kinder, die in der Einrichtung betreut werden, können eingebunden werden. Es dürfen nur Kinder zu sehen sein, bei denen das Einverständnis der Eltern vorliegt. Alternativ können Kinder via Telefonzuschaltung mithören und –sprechen. Aus Datenschutzgründen sollte vom Austausch über personenbezogene Daten abgesehen werden.[2] Zur Umsetzung benötigen die pädagogischen Fachkräfte ein Tablet oder einen Laptop mit Internetzugang und der Software für Videokonferenzen. Die Kinder können über die Mailadresse der Familien direkt zur Konferenz eingeladen und der Link zur Videokonferenz an die Familien verschickt werden. Bik bietet für die geschützte Video-Kommunikation die Plattform gotomeeting an, die Video- und Telefonkonferenzen (auch gemixt) ermöglicht. Mit steigender Kinderzahl in den Gruppen können auch Morgenkreise gefilmt und den Kindern zuhause als Videogruß zur Verfügung gestellt werden.
  • Materialgrüße (Schatzkisten, Schultüten, Erzählsäckchen, Themenkörbe usw.): Versorgen Sie Kinder zu Hause mit hochwertigen Spiel- und Sprachanlässen durch individuell zusammengestellte Materialpakete. Diese können versendet, direkt zur Haustür gebracht oder von den Eltern in der Kindertageseinrichtung abgeholt werden. Entscheidend ist, dass das Material passend zu den aktuellen Themen des Kindes ausgewählt wird. Beispiel für den Inhalt einer Schatzkiste: 1-2 Bücher (idealerweise eines in der Familiensprache des Kindes), 1 kleines Spiel (Puzzle, Memory, Sortier-/Stapelspiel), 1 kleines Malheft, kleine Figuren. Idealerweise beschäftigen sich die Familien gemeinsam mit den Materialien. Dies kann unterstützt werden, indem Sie der Schatzkiste einen Brief oder ein Erklärvideo beilegen, in dem Sie das Buch vorlesen oder Spielimpulse zu den Figuren geben. Sobald die Materialien beim Kind angekommen sind, bietet sich ein Telefonat oder Videotelefonat mit der Familie an. Diese Kisten müssen nicht für jedes Kind gepackt werden. Aber für Kinder, bei denen Fachkräfte vermuten, dass zu Hause wenige Interaktionen stattfinden, können diese Kisten wichtige Impulse liefern und eine Verbindung von Kind und Kita schaffen.
  • Individuelle Kontaktmomente per (Video-)Telefonie: Ähnlich wie virtuelle Morgenkreise mit mehreren Kindern gleichzeitig lassen sich individuelle Kontaktmomente mit nur einem Kind digital gestalten. Wichtig ist, die digitale Ausstattung in den Familien zu erfassen und darauf aufbauend ein individuelles Angebot für das Kind zu ermöglichen. Natürlich kann dies neben einem Videochat auch ein herkömmliches Telefonat mit dem jeweiligen Kind sein. Erfahrungsgemäß brauchen Kinder jedoch einige Telefonate bevor sie sich entspannt und locker auf ein Gespräch am Telefon einlassen können. Verabreden Sie sich also am besten regelmäßig (z.B. wöchentlich) zum Telefonieren. Bei der Gestaltung des Gespräches kann die pädagogische Fachkraft individuell auf die Interessen des Kindes eingehen und davon geleitet Fragen stellen und das Gespräch anregen. Auch das gemeinsame Anschauen eines Buches (aus der Einrichtung oder von zuhause) bietet im Rahmen eines Videotelefonats zahlreiche Gesprächsanlässe. Hilfreich kann die Verbindung mit einem Materialpaket sein, das gerade in der Familie angekommen ist und dessen Inhalt im Gespräch mit dem Kind erfragt und gezielt ins Gespräch mit eingebunden werden kann.
  • Hausbesuche und Gespräche an der Tür: Vielleicht haben Sie einige Themenkörbchen gepackt und Zeit, diese persönlich bei den Familien vorbeizubringen. Dann nehmen Sie sich doch noch Zeit für ein Tür- oder Fenstergespräch mit ausreichendem Sicherheitsabstand. Denn natürlich lässt sich persönlicher Kontakt durch keines der genannten Formate wirklich ersetzen. Sich zu sehen und einige Worte oder Sätze zu wechseln, wird den meisten Kindern und Eltern viel bedeuten und Ihnen einen besseren Eindruck von der Stimmung des Kindes und seiner Familie übermitteln.

 

2. Sprachliche Bildung in der Notbetreuung

Krise als Chance

Zunächst möchten wir darauf hinweisen, dass die Notbetreuung in den eher kleinen und personell fixen Gruppen optimale Voraussetzungen für die Sprachbildungsarbeit bietet. Nutzen Sie diese z.B. beim:

  • Dialogischen Vorlesen: Nehmen Sie ein Buch, eine Zeitschrift, einen Katalog als Anlass, um mit Kindern ins Gespräch zu kommen. Stellen Sie dafür möglichst viele offene Fragen und Hypothesenformulierungen und lassen Sie den Kindern viel Raum zum Sprechen.
  • Erzähltheater mit dem Kamishibai
  • Literacy-Rollenspielen z.B. im Einkaufsladen, im Restaurant, beim Arzt
  • Schreibwerkstätten: z.B. Bucherstellung (Kinder malen oder kleben eine Geschichte, die FK lassen schreiben diese im Kinderdiktat auf), Schreiben und Malen von Briefen
  • Alltagsbegleitenden Sprechen beim Pflanzen, Backen oder Experimentieren
  • Arbeiten mit dem Sprachlerntagebuch, das im Übrigen auch eine optimale Gelegenheit darstellt mit den Kindern ihre Erlebnisse der vergangenen Wochen zu reflektieren.

Nutzen Sie die Expertise der zusätzlichen Fachkräfte im Bundesprogramm „Sprach-Kitas“, um einzelne Methoden im Team  in Erinnerung zu rufen oder dafür benötigte Materialien bereitzustellen!

Materialausstattung

Die Kinder werden in festen, voneinander isolierten Gruppenräumen betreut, die zum Teil improvisiert und umfunktioniert wurden. Bitte achten Sie darauf, dass allen Gruppen in ihren Räumen abwechslungsreiche und anregende Materialien zur sprachlichen Bildung zur Verfügung stehen (Bücher, Spiele, sprachanregende Materialien), die idealerweise die Themen und Interessen der Kinder aufgreifen. Auch hier kann die zusätzliche Fachkraft im Bundesprogramm als Mittlerin fungieren, themenbezogene Materialien oder Büchern recherchieren und bereitstellen.

Kommunikation zwischen den Gruppen

Nutzen Sie die Trennung der Kindergruppen für das Erproben neuer Kommunikationswege und Literacy-Praxis. Einige Vorschläge dazu finden Sie hier:

  • Hauspost: Die Gruppen können selbst gebastelte Briefkästen an den Türen ihrer Gruppenräume anbringen und sich gegenseitig Bilder malen oder mit Hilfe der Fachkräfte Briefe schreiben. Oder sie versuchen sich mal mit Hilfe von Papierrollen und Klebeband mit einem Rohrpostsystem.
  • Bildbotschaften: Mit Fenstermalfarbe an Scheiben, mit Kreide auf Mauern und Wegen im Garten, mit Plakatwänden in den Fluren können sich die Kinder gegenseitig Botschaften malen oder mit Hilfe der pädagogischen Fachkraft schreiben.
  • Videos oder Audionachrichten: Die Gruppen können miteinander über Videos kommunizieren. Erstellen Sie doch mal im Morgenkreis mit ihrer Gruppe eine kleine Videobotschaft für eine andere Gruppe, singen sie den anderen Kindern ein Lied vor oder stellen sie ihnen eine Rätselaufgabe. Oder sie rufen sich gegenseitig per Telefon oder Tablet an. Profis versuchen sich an gruppenübergreifenden Morgenkreisen, Geburtstagsfeiern, dem Zeigen von Bauwerken, Bildern, Gebasteltem, Hörspielen oder Theateraufführungen via Foto oder Video.
  • Walkie-Talkies: Walkie-Talkies können relativ kostengünstig erworben werden und bieten den Kindern die Möglichkeit raumübergreifend miteinander zu reden und zu spielen. Bitte beachten Sie hierbei die Hygieneregeln, da die Geräte nahe ans Gesicht gehalten werden.
  • Gruppenübergreifende Projekte: Planen Sie Projekte mit einer anderen Gruppe wie z.B.
    • Eine gemeinsame Schatzsuche: Gruppe A versteckt einen Schatz in Sichtweite eines für die Gruppe erreichbaren Fensters und Gruppe B sucht diesen. Gruppe A ruft dabei Hinweise (warm, kalt, rechts, links usw.) durchs Fenster.
    • Eine gemeinsam erzählte Geschichte: Gruppe A beginnt und spricht die Story als Tonaufnahme ein, Gruppe B setzt fort, usw.
    • Ein gemeinsam erstelltes Bild (z.B. mit Kreide im Garten, als Montagewand im Foyer,…)
  • Halboffene Arbeit in den Etagen: Etagen mit verbindenden Türen zwischen den Gruppenräumen können erwägen den Kindern direkten Austausch zu ermöglichen, indem sie die Türen zwischen den Räumen öffnen. Ein Tisch, der dazwischen steht, verhindert das Herüberlaufen und die Missachtungen der Abstandsregeln. Die Kinder können sich aber sehen und miteinander sprechen.

 

3. Kommunikation mit Team-Kolleg*innen im Homeoffice

Sprache ist ein wichtiger Schlüssel zur Teilhabe, nicht nur für unsere Kinder. In Zeiten, in denen ein persönliches Gespräch nicht immer möglich ist und wir auf neue Kommunikationsformen zurückgreifen müssen, erfordert diese Situation und ihre Auswirkungen auf die Zusammenarbeit im Team unsere besondere Aufmerksamkeit.

Fachkräfte, die über viele Wochen und vermutlich noch längerfristig im Homeoffice arbeiten (müssen), laufen Gefahr den Kontakt zum Team, zu dessen aktuellen Stimmungen und Themen und zu deren Arbeitssituation allgemein zu verlieren. Eine Kommunikation die auf Kanäle wie Mail, Telefon und Video reduziert ist, lässt zudem leichter Missverständnisse, Distanz und Konflikte aufkommen. Auch für die zusätzlichen Fachkräfte im Bundesprogramm „Sprach-Kitas“, deren Aufgabe vor allem in der Zusammenarbeit mit dem Team liegt, ist dies eine besonders schwierige Situation.

Entwickeln Sie in Ihrer Kita Methoden, den Fachkräften im Homeoffice Teilhabe an der Team-Kommunikation zu ermöglichen z.B. durch:

  • Digitale DBs als Video- oder Telefonkonferenz
  • Film- oder Audiomittschnitte der Teamsitzungen
  • Live-Zuschaltung einer FK im Homeoffice per Video zu Teamsitzungen
  • verbindliches Protokollieren der Klein-Team – Treffen und Verfügbarkeit für alle Teammitglieder (aushängen, per Mail versenden, in Dropbox speichern, o.ä.)
  • Patenschaften: jede FK im Kitabetrieb ist für eine FK im Homeoffice zuständig, sorgt für kontinuierliche Weitergabe aller Informationen an diese und vertritt deren Anliegen im Team
  • Sharingpoints, z.B. auf Pinnwänden, gemeinsam bearbeiteten Dokumenten (Etherpads),…
  • für die zFK im Bundesprogramm: regelmäßige Telefonverabredungen im Tandem
 

[1] Die Nutzung von Whatsapp verbietet sich in unseren Kitas aus Datenschutzgründen. Signal ist eine datenrechtlich einwandfreie Alternative.

[2] Aus Datenschutzgründen dürfen nicht drei personenbezogene Daten einer Person gemeinsam benannt werden. Wir empfehlen bei der digitalen Kommunikation mit Kindern auf den Austausch über personenbezogene Daten wie vollständige Adressen und Namen, Geburtsdaten, Telefonnummern  etc. zu verzichten.

Aktuelles

aus dem Berliner Institut für Kleinkindpädagogik